MM vom 11.10.2005

Südring: Die Geistertrasse taucht wieder auf
Beckstein bringt Autobahn-Plan ins Gespräch

Gibt es nach dem Ende der rot-grünen Bundesregierung eine neue Chance für den Autobahn-Südring? Bayerns Innenminister Günther Beckstein warb jetzt vor Mitgliedern des CSU-Wirtschaftsbeirats energisch für das Projekt im Süden Münchens.

Seit den 1970er Jahren wird die 22 Kilometer lange Strecke immer wieder diskutiert. Die Überlegungen gehen dahin, von der A 96 München-Lindau in Höhe Unterpfaffenhofen abzuzweigen und die Lücke bis zur so genannten A 995 bei Taufkirchen zu schließen. Gemeinden wie Gräfelfing, Gauting oder Straßlach-Dingharting wären durch die Autobahn-Schneise stark betroffen. Das Innenministerium beziffert die Kosten bei überwiegender Tunnel-Bauweise auf 920 Millionen Euro.

Im vergangenen Jahr schien es so, als würde ein Schlussstrich gesetzt. Zunächst wollte die Bundesregierung den Südring in die Kategorie "Weiterer Bedarf mit festgestelltem hohen ökologischen Risiko" einstufen. Bei der Verabschiedung des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) wurde der Ring dann aber ganz gestrichen. Ein vom Landtag Ende 2002 beschlossener Antrag, die Strecke in den BVWP aufzunehmen, war damit hinfällig. Auch eine Machbarkeitsstudie kam nicht zustande. Selbst Beckstein gab dafür kein Geld her.

Der neuerliche Vorstoß des Innenministers trifft auf eine veränderte politische Konstellation. Offenbar erwartet sich Beckstein von einer Großen Koalition Rückenwind für den Südring. Wie jetzt bekannt wurde, warb er vergangenen Mittwoch energisch für den Lückenschluß. Die Entscheidung von Rot-Grün im Bundestag sei "kurzsichtig" gewesen. Beim Südring müssten München und die Umlandgemeinden "viel stärker das enorme Entlastungspotenzial" erkennen. Nur durch einen vollständigen Autobahnring könne der Mittlere Ring "spürbar vom Durchgangsverkehr entlastet werden". Bayern werde das Projekt bei der nächsten Fortschreibung des Bedarfsplans für die Bundesfernstraßen erneut fordern. Die Fortschreibung steht turnusgemäß erst 2010 an, das Vorziehen einzelner Projekte ist aber nicht ausgeschlossen.